Industrial Security in der Energiewirtschaft: Ein ganzheitlicher Ansatz für OT Security.

15.03.2024 von Marco Klatt

Warum Cyber-Sicherheit im Energiesektor jetzt wichtiger ist als je zuvor

Jeder kennt die Situation - Stromausfall - das Licht geht aus und der Fernseher funktioniert nicht. Doch was passiert, wenn die Stromversorgung eines ganzen Krankenhauses unterbrochen wird? 

Mit der schnell fortschreitenden Digitalisierung ergeben sich viele neue Möglichkeiten, Prozesse einfacher und effizienter zu gestalten. Allerdings eröffnen sich diese Möglichkeiten auch für potenzielle Angreifer. Cyber-Attacken, die Pipelines, Kraftwerke und andere Strukturen des Energiesektors gezielt ins Visier nehmen, finden immer häufiger und präziser statt. Somit kann ein Angreifer industrielle Einrichtungen auf neue Art und Weise stören oder sogar komplett außer Betrieb setzen.

Das ab 2024 geltende NIS2-Umsetzungsgesetz ist ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Energiesicherheit Europas gegen Cyberbedrohungen. In meinem letzten Blogbeitrag habe ich bereits die Kernpunkte dieses Gesetzes erläutert. Es stellt klare Anforderungen an Betreiber kritischer Infrastrukturen und betont die zentrale Rolle der Sicherheit für Unternehmen jeder Größe im Energiesektor.

Die Integration von Cybersicherheitsmaßnahmen in den operativen Alltag des Energiesektors stellt eine erhebliche Herausforderung dar. Bestehende Rechtsvorschriften wie die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und die NIS-Richtlinie erschweren diese Aufgabe zusätzlich. Diese Gesetze definieren einerseits Standards für den Schutz personenbezogener Daten, andererseits aber auch für die Sicherheit von Netz- und Informationssystemen, die für den Energiesektor unverzichtbar sind. Energieunternehmen müssen daher nicht nur die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, sondern ihre Systeme auch proaktiv gegen Cyber-Bedrohungen absichern.


Digitale Transformation und Sicherheitsherausforderungen im Energiesektor

Die Digitalisierung des Energiesektors führt zu einer stärkeren Vernetzung und Automatisierung von Prozessen. Intelligente Stromnetze für eine effektive Energiebewirtschaftung (Smart Grids), intelligente Messsysteme (Smart Meter) und die Integration von IoT-Geräten in die Energieinfrastruktur ermöglichen eine effizientere Überwachung und Steuerung der Energieversorgung. Die Komplexität digitaler Systeme erschwert es jedoch, Sicherheitslücken zu erkennen und zu schließen, bevor sie von Angreifern ausgenutzt werden können. 

Hacker und staatlich unterstützte Akteure entwickeln fortlaufend neue Methoden, um Schwachstellen in der kritischen Infrastruktur auszunutzen. Der Sektor sieht sich mit verschiedenen Bedrohungen konfrontiert, wie beispielsweise Ransomware-Angriffen, die kritische Systeme verschlüsseln oder blockieren und Lösegeldforderungen stellen, Phishing-Kampagnen zur Erlangung sensibler Informationen und gezielten Angriffen auf industrielle Steuerungssysteme. 

Ein Beispiel für die Risiken der Digitalisierung ist das zunehmende Potenzial für Angriffe auf die Steuerungssysteme von Stromnetzen. Ein erfolgreicher Angriff könnte nicht nur zu Störungen in der Stromversorgung führen, sondern auch schwerwiegende Auswirkungen auf andere kritische Infrastrukturen haben, die von einer zuverlässigen Energieversorgung abhängen.

Die Auswirkungen von Cyber-Angriffen können von kurzfristigen Betriebsunterbrechungen bis hin zu einer langfristigen Beeinträchtigung des öffentlichen Vertrauens in die Zuverlässigkeit der Energieversorgung reichen. Darüber hinaus können finanzielle Verluste, Kosten für die Wiederherstellung betroffener Systeme und mögliche Strafen für die Nichteinhaltung regulatorischer Anforderungen die betroffenen Unternehmen und Institutionen erheblich belasten. 

Eine integrierte Sicherheitsstrategie, die sowohl Informationstechnologien (IT) als auch operationelle Technologien (OT) umfasst, ist daher unerlässlich. Sie zielt darauf ab, eine durchgängige Resilienz gegenüber physischen und digitalen Bedrohungen zu gewährleisten und die Sicherheitsmaßnahmen an die spezifischen Anforderungen des Energiesektors anzupassen.

Angesichts der skizzierten Herausforderungen durch Cyber-Bedrohungen im Energiesektor und der zunehmenden Komplexität der IT- und OT-Landschaften wird deutlich, dass herkömmliche Sicherheitsmaßnahmen allein nicht mehr ausreichen. Dies führt zu der Erkenntnis, dass eine spezialisierte, auf den Energiesektor zugeschnittene Cyber Security Lösung unerlässlich ist, um die Resilienz dieser kritischen Infrastrukturen zu stärken und potenziellen Bedrohungen effektiv zu begegnen.

In diesem Zusammenhang sind spezifische Sicherheitslösungen für den Energiesektor nicht nur eine Antwort, sondern eine notwendige Entwicklung, um den besonderen Anforderungen und Risiken dieses Sektors gerecht zu werden. Die Einführung innovativer Technologien und Konzepte wie SASE und OT SOC zielt darauf ab, eine durchgängige Sicherheit zu gewährleisten, die sowohl die physischen als auch die digitalen Aspekte der Energieversorgung umfasst. Mit der detaillierten Betrachtung dieser Lösungen unterstreichen wir die Bedeutung einer integrierten Sicherheitsstrategie, die sowohl IT- als auch OT-Umgebungen umfassend schützt und damit eine solide Grundlage für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit von Energieunternehmen bildet.



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Spezifische Security-Lösungen für den Energiesektor

Eine innovative Lösung zur Integration von Netzwerksicherheitsdiensten mit WAN-Fähigkeiten bietet SASE (Secure Access Service Edge). Diese ermöglicht einen flexiblen und sicheren Zugang zu Ressourcen über verschiedene Standorte und Cloud-Infrastrukturen hinweg. Für Unternehmen und Einrichtungen, die zunehmend dezentralisiert arbeiten und viele Endpunkte integrieren, bietet SASE-Lösungen für unterschiedliche Herausforderungen.

SASE ermöglicht einen sicheren Remote-Zugang für weltweit agierende Spezialisten und unterstützt somit die Fernwartung kritischer Infrastrukturen. Moderne Fernwartungslösungen, die auf einem Proxy-System basieren, stellen einen sicheren Tunnel her, der eine zuverlässige Verschlüsselung sowie Authentifizierung und Autorisierung nach dem AAA-Prinzip bietet. Insbesondere für Energieunternehmen ist es wichtig, einen ständigen und sicheren Zugang zur komplexen Infrastruktur zu gewährleisten.

Durch die Konsolidierung der Administration und des Managements über OT und IT hinweg können operative Kosten reduziert werden, während die Cyber Sicherheit aufrechterhalten wird.

Das OT SOC (Operational Technology Security Operations Center) ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil.
Das OT SOC ist speziell für die Überwachung und Analyse von Sicherheitsereignissen in der operationalen Technologieumgebung konzipiert. Es bietet einen zentralen Überblick über die Sicherheitslage. Cyber-Bedrohungen werden in Echtzeit erkannt und bekämpft. Durch die Integration von Technologien wie Machine Learning zur Anomalie-Erkennung in OT-Netzen können ungewöhnliche Aktivitäten schnell identifiziert werden. Es ist entscheidend, potenzielle interne Sicherheitsverletzungen zu bekämpfen und die Resilienz gegen externe Angriffe zu stärken.

Die Implementierung eines OT SOC im Energiesektor fördert einen integrierten ganzheitlichen Schutzansatz, der physische Sicherheit, OT-Health (Überwachung und Wartung der Operational Technology im Energiesektor, um deren Sicherheit, Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit zu gewährleisten) und Cyber Security zusammenführt. Dies ermöglicht eine umfassende Betrachtung und Bewertung von Sicherheitsinformationen im Kontext und unterstützt eine effektive Incident-Response.


Zusammenfassung und Ausblick: Der Weg zur Cyber-Resilienz

Die Integration von SASE und der Aufbau eines OT SOC sind für Energieunternehmen essentiell, um ihre Cyber-Resilienz zu stärken und wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Lösungen verbessern nicht nur die Sicherheit und Compliance, sondern bieten auch eine Basis für die sichere Einführung neuer Technologien und die digitale Transformation im Energiesektor. 

Die Zukunft der Industrial Security in der Energiewirtschaft wird durch die kontinuierliche Anpassung an technologische Entwicklungen und die sich wandelnde Bedrohungslandschaft geprägt sein. Unternehmen, die proaktiv in fortschrittliche Sicherheitslösungen und -praktiken investieren, werden besser positioniert sein, um die Herausforderungen von morgen zu meistern und eine sichere, zuverlässige Energieversorgung zu gewährleisten. 

Wir von der Telekom unterstützen Sie gerne als zuverlässiger Partner auf Ihrem Weg zur Digitalisierung und Cyber-Resilienz. Die Telekom Security betreibt ein Master-SOC in Bonn sowie weitere SOC-Standorte in Wien, Ungarn und der Tschechischen Republik, mit denen wir bereits zahlreiche Unternehmen sowie unseren eigenen Konzern schützen.

Als einer der größten IT-Dienstleister für den öffentlichen Sektor in Deutschland haben wir umfangreiche Erfahrungen in der Digitalisierung und Absicherung des öffentlichen Sektors gesammelt. Wir stellen Ihnen diese Erfahrungen gerne zur Verfügung, insbesondere aufgrund unserer engen Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik.





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Marco Klatt

Mit Sicherheit zum Erfolg – Telekom Security

„Dinge einfacher zu gestalten und zu optimieren hat mich schon immer begeistert. Kunden nun bei der Reise zu schnellen Digitalen Prozessen zu begleiten und dafür zu garantieren, dass diese auch sicher und geschützt sind, dafür arbeiten wir bei der Telekom - Damit der Staat abgesichert ist und funktionsfähig bleibt.“ Ich freue mich auf Ihre Nachricht, auch über LinkedIn