Die Zukunft der Krankenhäuser: Digital und vernetzt

10.02.2022 von Dr. Michael Pauly

Ein Mann im blauen Arztkittel und Stethoskop hält ein Tablet auf dem ein Hologram eines Menschen erscheint

Mehr als ein Infrastrukturprojekt

Digitale Krankenakte statt Papierstapel: Mehr als vier Milliarden Euro stehen für die Digitalisierung deutscher Krankenhäuser bereit. Wie die Kliniken die Fördermittel optimal einsetzen – ein Leitfaden.


Die Corona-Pandemie hat aufgedeckt, was wir lange ignoriert haben: In Deutschlands Krankenhäusern herrscht digitaler Notstand. Papierstapel, Telefon und Fax sowie veraltete medizinische Ausstattung erschweren in vielen Krankenhäusern bis heute die tägliche Arbeit.

Die AHIME Academy hat im Frühjahr 2021 eine Studie veröffentlicht, die erstmals den internationalen Digitalisierungsrückstand Deutschlands Krankenhäuser aufdeckt: In Sachen Datenschutz und -sicherheit liegt Deutschland zwar weit vorn, mit Blick auf die Patient*innenorientierung bildet Deutschland hingegen das Schlusslicht. Auch die Informationssicherheit und das IT-Management zeigen deutliche Mängel – neben IT-Sicherheitsbeauftragten fehlen Managementpositionen.

Damit soll nun Schluss sein: 4,3 Milliarden Euro stehen Deutschlands Kliniken gemäß Krankenhauszukunftgesetz (KHZG) für die Digitalisierung ihrer Ausstattung und Prozesse zur Verfügung. Das Geld stammt zu 70 Prozent vom Bund, 30 Prozent steuern Länder und Trägergesellschaften bei. Was aber ist zu tun, damit die Fördermittel fließen und ihre Wirkung nicht verpufft?

Status Quo ermitteln: Wie digital ist das Krankenhaus?

In einem ersten Schritt müssen die Krankenhäuser ihre Situation analysieren: Wo lohnt es sich, analoge Prozesse einfach nur zu digitalisieren? Und wo müssen aber gänzlich neue digitale Prozesse und Methoden den analogen Status Quo komplett ersetzen? Das Expert*innen-Team der HSP/GPC-Beratungsgruppe unterstützte die Krankenhäuser im letzten Jahr dabei, diesen Bedarf zu ermitteln, die Fördermittel zu beantragen und zielgerichtet einzusetzen. Gerade dafür brauchen die Kliniken eine durchdachte Strategie, um keine Zeit zu verlieren. Denn schon bis zum 1. Januar 2025 müssen die Maßnahmen erfolgreich abgeschlossen sein – sonst droht eine Vertragsstrafe.

Digitale Infrastruktur ist gut, smarte Vernetzung besser

Welche Maßnahmen aber gilt es zu erfüllen? Was ist Pflicht, was Kür? Klar ist: Es geht nicht allein darum, bestehende Infrastruktur einfach zu digitalisieren oder Hard- und Software neu zu installieren. Ziel der Förderrichtlinie ist es etwa auch, mit Hilfe der Digitalisierung Kommunikation und Zusammenarbeit des medizinischen Personals besser zu vernetzen. Und so den Service für die Kundschaft – also die Patientinnen und Patienten – zu verbessern. Das fängt bei der Aufnahme in der Notfallstation oder im Warteraum an und endet bei der Entlassung. Nutzt das Krankenhaus elektronische Patient*innenakten? Sind diese ausreichend geschützt? Wird der Entlassungsbrief noch in Paperform überreicht? Das KHZG soll die Digitalisierung des gesamten Krankenhausmanagements voranbringen.

Auch die Pflegestationen profitieren vom digitalen Komfort, der Arbeitsprozesse flüssiger und effizienter macht. Nicht erst seit der Corona-Pandemie wissen wir: Mehr Zeit und Ruhe im Joballtag können überlastete Pflegekräfte dringend gebrauchen.

Mehr Effizienz durch IT-Dienstleistungsfirmen

Sind die Mittel beantragt und genehmigt, geht es an die konkrete Umsetzung. Hier helfen Krankenhäusern Partnerschaften mit IT-Firmen, die ausreichend Kapazitäten und Ressourcen mitbringen.

Gemeinsam mit Partnern begleitet die Telekom Krankenhäuser beim Ausschreibungsprozess, unterstützt von spezialisierten Rechtsexpertinnen und -experten, um alle Richtlinien der Vergabeordnung korrekt einzuhalten.

Nur der frühe Vogel wird digital

Und auch wenn die Chancen groß sind, mit dem Milliardenpaket aus dem KHZG die Digitalisierung vieler Krankenhäuser deutlich voranzubringen – die Zeit drängt, denn die Rahmenbedingungen für eine rechtzeitige Umsetzung sind herausfordernd: Wird es genügend unterstützende Dienstleistungsfirmen, IT-Personal und technische Ressourcen geben? Daher ist klar: Wer die Fördermittel bis Ende 2024 in das digitale Krankenhausupdate investiert haben will, sollte früh mit der Planung beginnen.

Mehr dazu im Video

Weitere spannende Einblicke in den Weg und die Herausforderungen der Krankenhaus-Digitalisierung sehen Sie in meinem Interview mit Jürgen Schilz, Geschäftsführer unseres Partners der HSP Beratungsgesellschaft mbH.




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Dr. Michael Pauly

Dr. Michael Pauly ist seit über 20 Jahren als Berater für Digitalisierung mit langjähriger Erfahrung im Produktmarketing und Business-Development aktiv. Cloud-Lösungen sowie neue Formen der Zusammenarbeit sind seine Passion.