No go oder Alternative? Cloud-Hyperscaler in der Verwaltung
04.05.2022von
Guido Hollasch
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Der Blick auf den Datenschutz führt zur Diskussion über Hyperscaler
Die IT-Abteilungen der öffentlichen Verwaltung setzen längst technologisch betrachtet auf interne Cloud-Services. Doch es wird kontrovers diskutiert, ob aufgrund des EU-Datenschutzes die internationalen Hyperscaler überhaupt für öffentliche Auftraggeber in Frage kommen. Denn Hyperscaler-Alternativen gibt es auch in Deutschland.
„Würden Sie uns empfehlen, auch Hyperscaler für Cloud-Services der Verwaltung einzuplanen?“ Diese Frage bekomme ich immer wieder während meinen Gesprächen mit IT-Entscheidern in der Öffentlichen Verwaltung gestellt. Leider ist diese Frage nicht einfach mit Ja oder Nein zu beantworten. Denn die besonderen Datenschutzanforderungen der Behörden und die Presse-Artikel darüber, ob die internationalen Hyperscaler nicht doch noch irgendwo ein Hintertürchen für die ihnen anvertrauten Daten offenhalten, sind allgegenwärtig.
Wenn wir die Datenschutzaspekte außen vorlassen, dann liegen die Vorteile der Hyperscaler auf der Hand. Neben der hohen Skalierbarkeit, die Anbieter wie Amazon, Google oder Microsoft für jeden Nutzer bieten, sprechen auch zahlreiche Standard-Services rund um die Cloud für die Hyperscaler. Dazu gehören unter anderem innovative Datenanalysen mit KI-Lösungen, hochautomatisierte Infrastrukturen, sowie standardisierte Abrechnungsmodelle.
Partnerschaften mit Hyperscalern
Daher kooperieren wir als Deutsche Telekom auch aus strategischen Gründen mit den Hyperscalern. Vor gut einem Jahr hat unsere Geschäftskunden-Tochter T-Systems ihre Partnerschaften mit Amazon Web Services (AWS) und Microsoft ausgebaut. Aus gutem Grund: Denn unsere Geschäftskunden wollen sich nicht mehr nur auf einen Cloud-Anbieter festlegen, sondern bauen auf Multi-Cloud-Lösungen. So greifen Sie auf das Beste aus allen Cloud-Welten zu.
Auch mit Google Cloud hat T-Systems Ende letzten Jahres eine Cloud-Initiative nach deutschen Maßstäben angekündigt. Die „T-Systems Sovereign Cloud powered by Google“ stellt die Digitale Souveränität in den Mittelpunkt. Mein Kollege Frank Strecker, der die Public Cloud Services bei T-Systems verantwortet, hat diese souveräne Cloud-Lösung wie folgt auf den Punkt gebracht: „Mit unserer gemeinsamen Lösung erreichen wir das, was der Kunde will. Wir kombinieren das Look & Feel, das Ökosystem und die Innovationen einer Public Cloud eines Hyperscalers mit der DSGVO und stellen sicher, dass der Kunde die Hoheit über seine Daten behält.“ Die souveräne Cloud bietet die gleiche skalierbare Hard- und Software-Plattform wie die Public Cloud von Google, allerdings kann durch die Zusammenarbeit mit T-Systems die gewünschte digitale Souveränität der öffentlichen Verwaltung physikalisch, operativ und softwareseitig gewährleistet werden.
Innerhalb der öffentlichen Verwaltung werden fast ausschließlich personenbezogene und damit besonders schützenwerte Daten verarbeitet. IT-Verantwortliche könnten den Eindruck gewinnen, dass Wirtschaftsunternehmen ggf. mit weniger datenschutzrelevanten Daten zu tun haben, wodurch die Auswahl an Cloud-Service-Anbietern wesentlich einfacher ist. Doch auch Unternehmen agieren ähnlich, wenn es um Daten geht, die unter die strengen Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung fallen. Deswegen halten auch sie kritische Daten und Anwendungen teilweise in einer eigenen Private Cloud.
Private Cloud und Open Telekom Cloud
Es gibt aber noch eine weitere Alternative, die Datenschutz und höchste Sicherheit mit den Vorteilen der Cloud verbindet: eine Private Cloud bei der Telekom, die wir in unseren Rechenzentren in Deutschland betreiben. Oder unsere eigene Public Cloud, die Open Telekom Cloud, die höchste Anforderungen an Compliance und Datenschutz bietet, und alle Anforderungen des EU-Datenschutzes erfüllt.
Damit erfüllen wir wesentliche Bedingungen, die besonders für die öffentliche Verwaltung und Cloud-Services unabdingbar sind. Sie müssen wählen können, dass Cloud-Dienste ausschließlich aus europäischen Rechenzentren angeboten werden. Das ist bei der Deutschen Telekom gewährleistet. Nur Administratoren aus Europa dürfen auf Cloud-Services zugreifen, Support von außerhalb der EU gibt es nicht. Staatliche Stellen brauchen einen lokalen Vertragspartner. Da hilft es auch nicht, wenn Google, Amazon oder Microsoft deutsche Tochterunternehmen haben. Stichwort Cloud Act. Und Daten müssen so verschlüsselt sein, dass niemand ohne Autorisierung diese Daten auswerten oder sie gar lesen kann.
Durch die Initiative Gaia-X ergibt sich eine weitere leistungs- und wettbewerbsfähige Dateninfrastruktur in und für Europa. Das Bundeswirtschaftsministerium spricht von einer sicheren, vertrauenswürdigen und souveränen Umgebung, welche für die öffentliche Verwaltung von großem Interesse ist.
Bundesweite Verwaltungscloud
In meinem Gespräch mit Professor Meyer-Falcke, dem CIO des Landes NRW, kamen wir natürlich auch auf Hyperscaler zu sprechen. Seine Position zu diesem Thema ist klar. Er sieht es als Vertrauensverlust gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern an, wenn eine Landesverwaltung wie die von Nordrhein-Westfalen nur an das Geld denkt und die Daten einem internationalen Hyperscaler überlassen würde – unabhängig davon, dass es rechtlich nicht erlaubt ist. Trotzdem sieht er die Pflicht, aus Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen über Cloud-Services für die öffentliche Verwaltung nachzudenken. Hiermit verbindet er die Fragestellung, wie die Vorteile eines Hyperscalers für die Landesverwaltung nutzbar wären. Und er stellt sich die Frage, ob es auf Dauer eine tragbare Lösung ist, dass Kommunen und Länder jeweils eigene Rechenzentren betreiben und nicht von einer übergreifenden, bundesweiten Verwaltungscloud profitieren. Dies käme seiner Meinung nach allerdings einer Verwaltungsrevolution gleich.
Ich bin der Meinung, die Zeit ist reif für diese Revolution. Und es ist höchste Zeit, dass auch die öffentliche Verwaltung von den unbestrittenen Vorteilen von Cloud-Services profitiert. Dies am besten aus Deutschland oder Europa.
Mehr im Video
Sehen Sie hier das ganze Gespräch mit Herrn Professor Dr. Andreas Meyer-Falcke im Video.
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Guido Hollasch leitet seit 2011 den Vertrieb der Deutschen Telekom für die Landesverwaltung Nordrhein-Westfalen. Er ist seit über 30 Jahren in der ICT-Branche tätig, und hat vor dem Public Sector für die Prozessindustrie und den Automotive-Bereich für internationale Konzerne als Projekt- und Accountmanager gearbeitet.
Die Analyse und Lösungsfindung für die Herausforderungen der digitalen Welt für Unternehmen und Behörden hat ihn dabei immer besonders fasziniert.
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