Drei Beispiele, wie Gaia-X der Verwaltung digitale Souveränität verschafft

08.03.2022 von Katja Tietze

Die Initiative ermöglicht Digitalisierung nach europäischen Regeln

Die Corona-Pandemie führte vor Augen, wie dringend die Digitalisierung der Verwaltung ist. Doch die Cloud-Plattformen und Softwares außereuropäischer Anbieter sind in ihrer aktuellen Form oft ungeeignet für die Bedürfnisse europäischer Behörden. Daher brauchen wir Gaia-X. Drei Beispiele, wie die Initiative Infrastrukturen schafft, die der öffentlichen Hand digitale Souveränität sichert.


Die Corona-Krise machte deutlich, wie abhängig Europa von den Cloud-Lösungen und IT-Services außereuropäischer Anbieter ist. Für einen Großteil der Menschen war der Arbeitsalltag plötzlich ohne Video-Calls, File-Sharing, Chats und Online-Kalender nicht mehr zu bewältigen. Auch die öffentliche Hand musste auf Online-Kollaborationslösungen setzen und sah sich zudem dem Druck ausgesetzt, mehr und mehr ihrer Dienstleistungen zu digitalisieren.

Doch die am Markt dominierenden Digitalisierungs-Tools wie Cloud-Plattformen oder Software-Lösungen werden meist von außereuropäischen Hyperscalern bereitgestellt. Und deren Strukturen entsprechen häufig nicht den Bedürfnissen von Behörden in Europa.

Zum einen genügen sie oft nicht den strikten EU-Datenschutzanforderungen, die eine Speicherung im EU-Raum bei einem Betreiber unter europäischem Management verlangen. Zum anderen passen zentralisierte Lösungen schlecht zu den föderalen, dezentralen Verwaltungsstrukturen in Deutschland und Europa. Weitere Kritikpunkte wie der Verlust technologischer Wahlfreiheit, etwa durch den sogenannten Vendor Lock-In, oder intransparente Betriebsstrukturen kommen hinzu. Wie kann die öffentliche Hand also Digitalisierung nach europäischen Regeln umsetzen?

Gaia-X kreiert ein Ökosystem aus Lösungen für die Industrie und Verwaltung

Und hier kommt die Initiative Gaia-X ins Spiel, zu deren Gründungsmitgliedern die Deutsche Telekom gehört. Das Projekt hat zum Ziel, eine leistungsfähige und vertrauenswürdige Dateninfrastruktur für Europa aufzubauen. Dabei geht es nicht darum, einen neuen Hyperscaler oder eine neue Cloud-Plattform zu schaffen. Vielmehr will Gaia-X durch Standardisierung und offene Schnittstellen ein Ökosystem kreieren, das auf den bereits bestehenden Strukturen Lösungen für die europäische Industrie und die Verwaltung schafft. Interoperabilität und die Wiederverwendung einmal geschaffener Lösungen ist das große Ziel.

Hier drei Beispiele, wie die Initiative Digitalisierung nach europäischen Regeln vorantreibt.

1. Gaia-X schafft Transparenz bei Anbietern

Erstens: Sie schafft Label, die es Nutzern deutlich machen, welche Art von Service sie verwenden. Qualitätslevel, Lokation und – ganz wichtig – die Verbindungen zwischen diesen Services werden völlig transparent gemacht.

Anbieter von Lösungen für die Verwaltung können sich zertifizieren lassen, um zu zeigen, dass ihr Service Gaia-X-konform ist. Diese Transparenz hilft Behörden ungemein, wenn sie Dienste einkaufen oder Plattformen suchen, die ihren Ansprüchen für digitale Souveränität genügen.

Die Idee dahinter ist, ein gemeinsames, klares und transparentes Vertrauensniveau zu schaffen. Denn fehlendes Vertrauen ist oft der Kernpunkt, warum die Digitalisierung zu langsam vorangeht. Sehr häufig muss die öffentliche Hand aktuell langwierige Diskussionen führen, bis klar ist, was sie auf welcher Plattform realisieren kann.

2. Gaia-X ermöglicht ein Ökosystem von vertrauenswürdigen Diensten

Das zweite Thema, das Gaia-X vorantreibt, sind die Technologien als solche. Die Initiative schafft sogenannte federated services, also Dienste, die helfen, unterschiedliche Plattformen miteinander zu verbinden, um somit eine Gesamtinfrastruktur zu schaffen. So entfällt die Notwendigkeit zur Festlegung auf einen einzelnen Anbieter.

Dabei fördert Gaia-X die Open-Source-Entwicklung, denn Offenheit und Transparenz sind für die Akzeptanz dieser Dienste ungemein wichtig. Schließlich sind sie Vertrauenskernelemente – sogenannte “trust anker” – wenn es um die Verbindung der Plattformen hin zu echter Interoperabilität geht. Jedes Gaia-X-Mitglied muss diese Dienste als Open Source auf der Plattform implementieren beziehungsweise Möglichkeiten zur Verbindung bereitstellen.

So war Gaia-X beispielsweise sehr engagiert bezüglich der Corona-Warn-App und des entsprechenden Gateways. Die Gaia-X Community unterstützte die Qualitätssicherung und half aktiv, die Sicherheit zu prüfen.

3. Gaia-X stellt sicheren Datenaustausch zwischen Behörden her

Das dritte Thema: Gaia-X ermöglicht Datenräume. Behörden des Bunds, der Länder und der Kommunen müssen Daten auf sichere Weise teilen können, ohne dabei die Verfügungshoheit über diese Informationen aufgeben zu müssen. Ein gutes Beispiel ist die Kontaktnachverfolgung während der Corona-Pandemie: So haben viele Gesundheitsämter bereits gut funktionierende Systeme zur Kontaktnachverfolgung. Um eine höhere Zuverlässigkeit der Kontaktverfolgung zu erreichen, ist es allerdings notwendig, Daten zusammenzulegen. Das kann man über Datenräume realisieren, in denen Behörden Informationen datenschutzkonform zu einem gewissen Zweck integrieren, aggregieren und analysieren können, sie aber nicht als öffentliches Gut zur Verfügung stellen müssen.

In einer Zeit rasant wachsender globaler Vernetzung bei zugleich sehr hohen Anforderungen an Datenschutz, besonders im öffentlichen Sektor, wird digitale Souveränität immer entscheidender. Auch eine transparente Interaktion auf Augenhöhe zwischen Wirtschaft und öffentlicher Hand gewinnt an Bedeutung. Gaia-X legt einen wertvollen Grundstein für Wahlfreiheit, Transparenz und Kontrolle im digitalen Raum auf europäischer Ebene.




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Digitalisierung der Verwaltung

Katja Tietze

Kompetenzzentrum IT, Deutsche Telekom

Cloud Computing und abgesicherte IT-Infrastrukturen sind für Bund, Länder und Kommunen die Grundlage, um vielfältige digitale Dienste auszurollen. Dabei müssen gerade für den öffentlichen Sektor Sicherheit und Skalierbarkeit in besonderem Maße sichergestellt werden, ohne Wirtschaftlichkeit und digitale Souveränität zu vernachlässigen. Als starker deutscher Partner der öffentlichen Verwaltung stehen wir für verlässliche, zukunftsorientierte, ganzheitliche Digitalisierung.